Viele Radfahrer kennen es: Nach einer langen Tour melden sich Nacken und Schultern mit Verspannungen, der untere Rücken schmerzt und manchmal schlafen sogar die Hände ein. Das stundenlange Sitzen in nach vorn gebeugter Haltung auf dem Rad führt oft zu einseitiger Belastung und verkürzten Muskeln. Die gute Nachricht: Mit gezieltem Mobility-Training – also Übungen für mehr Beweglichkeit – kannst du diesen Problemen vorbeugen. In diesem Artikel erfährst du, warum Mobilität für Radfahrer so wichtig ist, welche typischen Beschwerden auftreten und wie du mit einfachen Übungen deine Haltung verbessern kannst. So bist du bereit für lange Radtouren, ohne dass der Körper streikt.
Warum Mobility für Radfahrer wichtig ist
Radfahren verlangt deinem Körper einiges ab. Über lange Zeit hältst du eine statische Position: Du sitzt nach vorn gebeugt im Sattel, der Blick geht nach vorne und die Hände liegen am Lenker. Diese Haltung widerspricht der natürlichen, aufrechten Körperhaltung des Menschen. Wenn Muskeln und Gelenke immer nur in dieser einen Position arbeiten, passt sich der Körper daran an – er wird in gewisser Weise „steif“ in genau dieser Haltung. Das Ergebnis sind oft Bewegungseinschränkungen in wichtigen Bereichen wie den Hüftgelenken, Schultern und im Rücken. Fehlt es an Mobilität (Beweglichkeit), versucht der Körper die fehlende Beweglichkeit zu kompensieren: Zum Beispiel wird bei unbeweglichen Hüften die Lendenwirbelsäule übermäßig belastet, was zu Schmerzen im unteren Rücken führen kann. Ähnlich verhält es sich mit dem Rundrücken (oft scherzhaft „Radfahrerbuckel“ genannt) – hier sind die Brust- und Schultermuskeln verkürzt, was Verspannungen im Nacken und oberen Rücken auslöst.
Ein gewisses Maß an Mobilität ist entscheidend, um schmerzfrei und effizient Rad zu fahren. Bewegliche Muskeln und Gelenke ermöglichen eine ergonomischere Fahrposition, reduzieren Verschleiß und Verspannungen und verhindern, dass du Fehlhaltungen einnimmst. Außerdem kannst du mit besserer Beweglichkeit deine Kraft optimaler aufs Pedal bringen, ohne dass etwas „zieht“ oder „klemmt“. Insgesamt gilt: Je beweglicher dein Körper, desto wohler fühlst du dich auf dem Rad – und desto länger kannst du beschwerdefrei fahren.
Häufige Probleme bei Radfahrern
Die typische Radfahrhaltung kann im Laufe der Zeit verschiedene Beschwerden verursachen. Hier einige der häufigsten Probleme, mit denen Radfahrer zu kämpfen haben:
- Nacken- und Schulterverspannungen: Durch den nach vorne geneigten Oberkörper und den hochgehaltenen Kopf verkrampfen oft Nacken und Schultern. Folge können ein steifer Nacken, harte Muskeln im Schulterbereich und sogar Kopfschmerzen sein.
- Rückenschmerzen: Sowohl der untere Rücken (Lendenwirbelsäule) als auch der obere Rücken können schmerzen. Der untere Rücken wird belastet, wenn die Hüfte unbeweglich ist und die Bewegung dort abgefedert werden muss. Der obere Rücken rundet sich in der Radposition stark, was zu einer unnatürlichen Haltung führt.
- Taube Hände: Viele Radfahrer klagen über einschlafende oder kribbelnde Hände auf längeren Fahrten. Das kommt oft von zu viel Druck auf die Handauflage und verkrampften Armen. Gestreckte Arme und abgeknickte Handgelenke können die Nerven und die Durchblutung in den Händen beeinträchtigen.
- Gesäß- und Hüftbeschwerden: Langes Sitzen kann zu Druckstellen am Gesäß führen. Zudem sind die Hüftbeuger bei Radfahrern meist verkürzt, weil die Hüfte ständig gebeugt ist. Das kann zu einem Ziehen in der Leiste oder Hüfte und zu einer verminderten Hüftbeweglichkeit führen.
- Knieprobleme: Auch die Knie werden beim Radfahren stark belastet. Eine starre Haltung oder Fehlstellung (z.B. nach außen gedrehte Knie) kann zu Knieschmerzen führen, vor allem auf sehr langen Touren.
Diese Probleme müssen aber nicht einfach hingenommen werden. Oft lassen sie sich durch eine bessere Beweglichkeit und bewusste Haltung deutlich lindern oder ganz vermeiden. Im nächsten Abschnitt schauen wir darauf, was es mit „Mobilität“ eigentlich auf sich hat und wie sie sich vom klassischen Dehnen unterscheidet.
Grundprinzipien der Mobilität: Beweglichkeit vs. Dehnen
Was genau ist mit „Mobility“ gemeint? Im Deutschen spricht man von Beweglichkeit. Darunter versteht man die Fähigkeit, Gelenke im vollen Bewegungsumfang zu bewegen und Muskeln, Sehnen sowie Bänder geschmeidig genug zu halten, damit diese Bewegung möglich ist. Man kann sagen: Beweglichkeit = Mobilität der Gelenke + Flexibilität der Muskeln. Klassisches Dehnen (Stretching) zielt meistens auf die Muskeln ab – man bringt den Muskel in eine Dehnposition und hält diese statisch, um die Flexibilität zu erhöhen.
Mobilitätstraining geht einen Schritt weiter. Hier werden Bewegungen meist dynamisch ausgeführt: Du bewegst dich aktiv durch einen Bewegungsradius, oft mit Muskelspannung und Kontrolle. Es geht also nicht nur darum, passiv zu ziehen, sondern durch eigene Kraft die Gelenke „freier“ zu machen. Das hat zwei Vorteile: Erstens verbessert es die Stabilität in den Gelenken, weil du die neuen Bewegungswinkel aktiv hältst. Zweitens gewöhnt sich dein Nervensystem an den größeren Bewegungsumfang – dein Körper lernt sozusagen, die neue Freiheit zu nutzen.
Wichtig ist, Mobility-Übungen regelmäßig zu machen. Genau wie beim Ausdauertraining stellt sich der Erfolg nicht über Nacht ein, sondern durch konsequentes Üben. Aber die Mühe lohnt sich: Mehr Beweglichkeit bedeutet weniger Schmerzen, bessere Haltung und oft auch mehr Leistung – auf dem Rad und im Alltag. Und keine Sorge: Du musst kein Profi sein. Die folgenden Übungen sind einfach und für jedermann machbar.
Effektive Mobility-Übungen für Radfahrer
Im Folgenden stellen wir dir 10 effektive Übungen vor, mit denen du als Radfahrer deine Mobilität verbessern kannst. Jede Übung kommt mit einer Erklärung, was sie bringt, wie sie ausgeführt wird und wann sie besonders sinnvoll ist. Such dir am besten die Übungen aus, die zu deinen Problemzonen passen, und baue sie nach und nach in deine Routine ein.
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1. Katze-Kuh (Mobilisation der Wirbelsäule)
Die „Katze-Kuh“-Übung stammt aus dem Yoga und ist ideal, um den gesamten Rücken zu mobilisieren. Sie hilft dabei, die Wirbelsäule geschmeidig zu machen und Verspannungen im Rücken zu lösen. Besonders nach langen Stunden in gebeugter Haltung tut diese Übung sehr gut, weil sie den Rücken abwechselnd rund macht und streckt.
So geht’s:
- Geh in den Vierfüßlerstand: Hände schulterbreit unter den Schultern aufsetzen, Knie unter den Hüften. Halte den Rücken zunächst gerade.
- Mache nun einen Katzenbuckel: Beim Ausatmen ziehst du den Bauchnabel nach innen und machst den Rücken so rund wie möglich. Das Kinn geht dabei sanft Richtung Brust.
- Anschließend ins Hohlkreuz (Kuh-Position): Beim Einatmen lässt du den Bauch hängen, wölbst den Rücken nach unten durch und hebst den Kopf vorsichtig an (Blick nach vorn/oben). Das Becken kippst du dabei nach vorne.
- Wechsle langsam und kontrolliert zwischen Katzenbuckel und Kuh-Rücken. Führe 5–10 Wiederholungen im Atemrhythmus durch.
Wann: Diese Übung eignet sich hervorragend nach der Tour oder am Abend, um den Rücken zu entspannen. Du kannst sie aber auch morgens oder während längerer Fahrten in einer Pause machen, um die Wirbelsäule zu mobilisieren.
2. Nacken-Dehnung zur Seite
Bei verspanntem Nacken hilft diese einfache Dehnübung, die seitliche Nackenmuskulatur und den oberen Schulterbereich zu lockern. Sie zielt vor allem auf den Muskel, der vom Hals zu Schulter führt (Trapezmuskel). Nach stundenlangem Kopfhalten auf dem Rad kann dieser Bereich sich anfühlen wie Stein – diese Übung schafft Abhilfe.
So geht’s: Stell dich aufrecht hin oder setz dich gerade auf einen Stuhl. Lass die Schultern locker nach unten sinken. Neige nun den Kopf langsam zur rechten Seite, als würdest du dein rechtes Ohr Richtung rechte Schulter bringen wollen. Nimm die rechte Hand und lege sie leicht auf den linken oberen Kopfbereich, um sanft nachzuhelfen (nicht ziehen, nur leichtes Gewicht). Den linken Arm lässt du gestreckt nach unten hängen und schiebst die Finger Richtung Boden. Du solltest nun auf der linken Nacken-Seite eine Dehnung spüren. Halte diese Position etwa 20–30 Sekunden, atme ruhig weiter. Dann löse langsam und wechsle die Seite.
Wann: Diese Übung kannst du immer dann einsetzen, wenn du Spannung im Nacken spürst – zum Beispiel direkt nach dem Radfahren, aber auch zwischendurch im Büro oder am Morgen nach dem Aufstehen. Als Teil des Cool-Downs nach einer Tour ist sie besonders wertvoll.
3. Schulterkreisen
Schulterkreisen ist eine simple, aber wirkungsvolle Übung, um Spannung aus dem Schultergürtel zu nehmen. Durch das Kreisen mobilisierst du die Schultergelenke und lockerst die Muskulatur um Nacken und obere Brust. Da Radfahrer oft mit nach vorn gezogenen Schultern fahren (besonders auf Renn- oder Mountainbikes), hilft Schulterkreisen, wieder eine offene, entspannte Haltung herzustellen.
So geht’s: Stell dich hüftbreit hin oder setz dich aufrecht. Lass die Arme locker seitlich hängen. Ziehe nun die Schultern nach vorn und hoch zu den Ohren und roll sie dann nach hinten unten in ihre Ausgangsposition. Mach breite, langsame Kreise. Du kannst erst 10 Kreise nach hinten machen (das öffnet die Brust), dann 10 Kreise nach vorn. Atme dabei tief ein und aus, um die Entspannung zu fördern.
Wann: Schulterkreisen eignet sich ideal vor der Fahrt als Teil des Aufwärmens, um die Schultern locker zu machen. Aber auch während einer Pause auf einer langen Tour oder nach stundenlangem Sitzen am Schreibtisch kannst du damit deine Schultern entkrampfen.
4. Brustöffner (Dehnung für Brust und Schultern)
Diese Übung dehnt die Brustmuskulatur und die Vorderseite der Schultern. Sie ist wichtig, weil beim Radfahren die Brustmuskeln durch die nach vorne gerichtete Haltung verkürzen können. Ein „Brustöffner“ hilft, einen Rundrücken auszugleichen und wieder eine aufrechte Haltung zu fördern. Du wirst merken, dass tiefes Einatmen danach leichter fällt, weil der Brustkorb mehr Platz hat.
So geht’s: Stell dich gerade hin. Verschränke die Hände hinter deinem Rücken ineinander. Strecke die Arme nach hinten unten aus, soweit es angenehm möglich ist. Jetzt heb langsam die verschränkten Arme etwas an (ohne ins Hohlkreuz zu fallen) und drücke gleichzeitig sanft die Schulterblätter hinten zusammen. Du solltest eine deutliche Dehnung in der Brust und im vorderen Schulterbereich spüren. Halte diese für etwa 20 Sekunden. Alternativ kannst du dich auch in einen offenen Türrahmen stellen und die Unterarme links und rechts am Rahmen anlegen, dann einen kleinen Schritt nach vorn machen, bis du die Dehnung in der Brust spürst.
Wann: Am besten nach der Tour oder in einer Pause, um die Brustmuskulatur zu entspannen. Auch im Alltag, z.B. nach langem Sitzen mit vorgebeugten Schultern, ist diese Übung hilfreich, um wieder „aufzumachen“. Vor der Fahrt nur sehr kurz und sanft dehnen, damit die Muskeln aktiv bleiben.
5. Rumpfrotation im Liegen (Wirbelsäulen-Twist)
Diese Übung dreht und mobilisiert die Wirbelsäule, besonders im unteren Rücken und in der Hüfte. Durch die Rotation werden die Muskeln entlang der Wirbelsäule gedehnt und Verspannungen gelöst. Viele Radfahrer haben nach langen Strecken ein Ziehen im unteren Rücken – der Wirbelsäulen-Twist kann hier Entlastung bringen. Außerdem ist es einfach eine wohltuende Bewegung nach dem Absteigen vom Rad.
So geht’s:
- Lege dich auf den Rücken auf eine Matte oder weiche Unterlage. Die Arme streckst du seitlich vom Körper weg, ungefähr auf Schulterhöhe, mit den Handflächen nach oben. Deine Beine sind angestellt, die Füße stehen flach am Boden.
- Nun lässt du beide Knie langsam und kontrolliert nach rechts sinken. Versuche, die Schultern dabei am Boden zu halten. Du drehst den Kopf sanft zur Gegenseite (also nach links), um die Dehnung zu verstärken.
- Du solltest eine Dehnung in der linken unteren Rückenhälfte und vielleicht in der linken Hüfte spüren. Halte die Position für 20–30 Sekunden und atme ruhig.
- Führe die Knie zurück zur Mitte und wiederhole das Ganze auf der linken Seite (Knie nach links fallen lassen, Kopf nach rechts drehen).
Wann: Dieser Twist ist perfekt nach dem Radfahren oder abends, um die Wirbelsäule zu entspannen. Morgens kannst du ihn auch machen, aber dann vorsichtig und ohne zu lange zu halten, um den Körper erst mal in Schwung zu bringen.
6. Hüftbeuger-Dehnung im Ausfallschritt
Eine der wichtigsten Dehnübungen für Radfahrer ist die Hüftbeuger-Dehnung. Der Hüftbeuger (Musculus Iliopsoas) sitzt tief in der Hüfte und sorgt dafür, dass du das Bein anheben bzw. die Hüfte beugen kannst. Beim Radfahren ist dieser Muskel ständig aktiv und wird nie vollständig gestreckt – dadurch verkürzt er mit der Zeit. Eine Verkürzung des Hüftbeugers kann zu Rückenschmerzen und einer schlechten Haltung führen. Mit diesem Ausfallschritt dehnst du die Vorderseite der Hüfte und schaffst wieder Länge in diesem Bereich.
So geht’s: Gehe in einen Ausfallschritt nach vorne und lass das hintere Knie am Boden ankommen (du kannst ein Handtuch unterlegen für Polster). Das vordere Knie ist ca. 90° gebeugt und steht über dem Fuß. Richte deinen Oberkörper auf. Jetzt schiebe deine Hüfte langsam nach vorne, bis du in der Leiste des hinteren Beins eine deutliche Dehnung spürst. Achte darauf, das Becken leicht nach hinten zu kippen (zieh den Bauchnabel ein wenig nach innen), damit die Dehnung wirklich im Hüftbeuger ankommt und du nicht ins Hohlkreuz gehst. Halte die Dehnung ca. 30 Sekunden, dann wechsle die Seite. Für eine intensivere Dehnung kannst du auf der gedehnten Seite den Arm nach oben strecken und dich leicht zur gegenüberliegenden Seite neigen.
Wann: Am besten nach dem Fahren oder in deiner täglichen Routine, da dies eine eher statische Dehnübung ist. Sie eignet sich weniger zum Aufwärmen, sondern vielmehr zum Cool-Down oder für zwischendurch, z.B. nach langem Sitzen.
7. Ausfallschritt mit Rotation (Ganzkörper-Mobilisation)
Diese Übung kombiniert mehrere Elemente und wird daher oft als „Weltbeste Dehnung“ bezeichnet – weil sie so viele Bereiche gleichzeitig anspricht. Sie mobilisiert die Hüfte, dehnt die Oberschenkelrückseite, öffnet die Brust und rotiert die Wirbelsäule in einer Bewegung. Klingt aufwändig, ist aber sehr effektiv und gerade für Radfahrer super, um den ganzen Körper zu mobilisieren.
So geht’s:
- Mach einen großen Ausfallschritt nach vorn mit dem rechten Bein. Setz die linke Hand flach auf den Boden, und zwar innen neben deinem rechten Fuß. Die rechte Hand stützt du ebenfalls oder lässt sie locker auf dem rechten Knie ruhen. Streck das linke Bein nach hinten, sodass du in einer tiefen Ausfallschrittposition bist (ähnlich einer Läufer-Dehnposition). Dein rechter Fuß steht vollständig am Boden, der rechte Unterschenkel etwa senkrecht.
- Jetzt kommt die Rotation: Nimm deine rechte Hand und führe den rechten Arm in einem Bogen nach oben. Dreh dabei deinen Oberkörper nach rechts auf. Der Blick folgt deiner rechten Hand, die sich Richtung Decke streckt. Du solltest eine Dehnung in der rechten Brusthälfte und eine Rotation in der Wirbelsäule spüren.
- Halte kurz diese Position (für 2–3 Atemzüge), dann bring den Arm wieder nach unten neben den Fuß.
- Wiederhole die Rotation 5 Mal langsam. Danach wechselst du die Seite: linker Fuß nach vorn, rechte Hand bleibt am Boden, linker Arm rotiert nach oben.
Wann: Ideal als dynamische Aufwärmübung vor der Ausfahrt, weil sie den ganzen Körper durchbewegt. Du kannst sie aber auch nach der Tour in langsamerer Form machen, um zu lockern. Für den Alltag ist sie ebenfalls toll, allerdings brauchst du Platz und am besten eine Matte dafür.
8. Gesäß-Dehnung (Figure-4 Stretch)
Nach vielen Kilometern auf dem Rad können die Gesäßmuskeln (Po-Muskeln) und tiefen Hüftmuskeln ziemlich verspannt sein. Diese Übung – oft als „Figure-4 Stretch“ bezeichnet – dehnt Gesäß und den Piriformis-Muskel, der tief im Po liegt. Eine regelmäßige Gesäß-Dehnung beugt Ischias-Problemen vor und sorgt dafür, dass die Hüfte locker bleibt. Außerdem fühlt es sich einfach gut an, den Po nach langem Sitzen zu dehnen.
So geht’s: Lege dich flach auf den Rücken. Stell die Füße auf, sodass die Knie angewinkelt sind. Jetzt lege den rechten Fußknöchel auf den linken Oberschenkel, kurz über dem Knie – dadurch bildet deine Beine eine „4“-Form. Greif nun mit den Händen durch die Öffnung der „4“ hindurch und zieh das linke Bein (entweder am Oberschenkel oder Unterschenkel) sanft in Richtung Brust. Du spürst die Dehnung in der rechten Gesäßhälfte. Halte 20–30 Sekunden, löse dann langsam und wechsle die Seite (linker Knöchel auf rechten Oberschenkel).
Wann: Diese Übung ist perfekt nach dem Radfahren oder generell am Ende eines Trainingstages. Auch abends vorm Schlafengehen kann sie helfen, den unteren Rücken und die Hüften zu entspannen. Vor dem Radfahren macht man sie nur kurz und sanft, wenn überhaupt, da sie statisch ist.
9. Beinpendel (dynamische Hüft- und Beinmobilisation)
Beinpendeln, oder auch Leg Swings genannt, sind eine tolle dynamische Übung, um die Beine und Hüften auf Bewegung vorzubereiten. Dabei schwingst du das Bein vor und zurück (oder seitlich) und lockerst so die Hüftgelenke, Oberschenkelmuskeln und auch die Hamstrings (Oberschenkelrückseite). Gerade vor dem Losfahren hilft diese Übung, die Beine „aufzuwärmen“ und den Bewegungsradius zu vergrößern.
So geht’s: Stell dich neben eine Wand oder einen festen Gegenstand, an dem du dich leicht festhalten kannst, um das Gleichgewicht zu wahren. Verlage dein Gewicht auf das innere Bein (das der Wand zugewandte). Das äußere Bein schwingst du nun gerade nach vorne und hinten. Beginne mit kleinen Schwüngen und steigere allmählich die Höhe/Weite, soweit es ohne Schmerzen geht. Schwinge das Bein 10–15 Mal vor und zurück. Danach wechselst du das Bein. Du kannst auch seitlich schwingen: Stell dich frontal zu einem Halt und schwinge das Bein von links nach rechts vor dem Körper entlang, um die Hüfte seitlich zu öffnen. Wichtig: Kontrolliere die Bewegung, es soll kein wildes Schleudern sein. Es geht darum, die Gelenke zu mobilisieren, nicht maximal hoch zu kicken.
Wann: Beinpendel sind ideale Aufwärmübungen vor der Radtour oder auch vor einem Lauf. Sie bringen Blut in die Muskulatur und machen die Hüfte beweglich. Im Alltag kann man sie zwischendurch einbauen, aber wegen der schwingenden Bewegung eignen sie sich hauptsächlich zum Warm-up.
10. Handgelenks- und Unterarmmobilisation
Unsere Hände und Unterarme werden beim Radfahren stark beansprucht – sie übertragen nicht nur Lenkbewegungen, sondern tragen auch einen Teil des Körpergewichts. Umso wichtiger ist es, Handgelenke und Unterarme beweglich und locker zu halten, damit keine Taubheitsgefühle oder Schmerzen entstehen. Diese Mobilisationsübung verbessert die Durchblutung und Beweglichkeit in Händen und Unterarmen.
So geht’s: Strecke einen Arm vor dir aus, Handfläche nach unten, Ellenbogen gerade. Mit der anderen Hand greifst du die Finger des ausgestreckten Arms und ziehst sie sanft nach unten (Handgelenk beugt sich, Finger zeigen zum Boden). Du spürst eine Dehnung im Unterarm. Halte 15 Sekunden, dann ändere die Richtung: Strecke die Handfläche nach oben (Finger zeigen zur Decke) und drücke mit der anderen Hand die Finger sanft nach hinten unten, sodass das Handgelenk sich nach oben streckt – jetzt dehnt die Unterarm-Oberseite. Halte wieder kurz. Wechsle den Arm. Anschließend kreise beide Handgelenke langsam zehnmal in jede Richtung, um die Gelenke durchzubewegen.
Wann: Diese Übung kannst du vor und nach dem Fahren machen. Vor der Tour lockert sie die Handgelenke und kann so vorbeugend gegen taube Hände wirken. Nach einer langen Fahrt hilft sie, Spannung abzubauen. Auch im Büro oder zwischendurch am Tag sehr sinnvoll, vor allem wenn du viel schreibst oder mit der Maus arbeitest.
Tipps für eine bessere Haltung auf dem Rad

Neben den Übungen selbst solltest du auch während des Fahrens auf eine gesunde Haltung achten. Hier ein paar einfache Tipps, die eine große Wirkung haben:
- Schultern locker lassen: Ziehe deine Schultern bewusst weg von den Ohren und lass sie nach unten sinken. Verkrampfte, hochgezogene Schultern führen schnell zu Nackenschmerzen. Achte gerade bei Anstrengung darauf, zwischendurch die Schultern zu lockern.
- Arme leicht beugen: Fahre nie mit durchgestreckten Armen. Leicht gebeugte Ellbogen wirken als „Federung“ und entlasten Handgelenke und Schultern. Außerdem bedeutet ein kleiner Armwinkel, dass weniger Gewicht auf deine Hände drückt – das beugt tauben Fingern vor.
- Handgelenke gerade halten: Vermeide es, mit abgeknickten Handgelenken zu fahren. Eine gerade Linie vom Unterarm über das Handgelenk in die Hand sorgt für bessere Durchblutung und weniger Druck auf die Nerven. Stell deine Lenkerposition so ein, dass du die Bremsgriffe bequem erreichst, ohne die Handgelenke unnatürlich zu verdrehen.
- Rumpf anspannen, Rücken neutral: Versuche, auf dem Rad eine neutrale Rückenhaltung zu finden – weder einen starken Rundrücken noch ein Hohlkreuz. Spanne während des Fahrens leicht die Bauchmuskeln an. Ein stabiler Rumpf stützt die Wirbelsäule und verhindert, dass du ins Hohlkreuz fällst oder zu sehr auf den Lenker sinkst. Dein Oberkörper sollte eine Linie von den Hüften zu den Schultern bilden, in natürlicher Vorneigung.
- Knie in Linie mit den Füßen: Achte beim Pedalieren darauf, dass deine Knie nicht nach außen oder innen wegdriften, sondern ungefähr über den Füßen bleiben. Leicht nach außen ist ok, aber extreme Abweichungen belasten die Gelenke. Eine saubere Beinachse (Knie zeigt in Fahrtrichtung) hilft, Kniebeschwerden zu vermeiden.
- Positionswechsel einbauen: Gerade auf langen Fahrten solltest du ab und zu die Position verändern. Rutsche mal etwas vor oder zurück auf dem Sattel, wenn es die Situation zulässt. Bei Rennrädern nutze die verschiedenen Griffpositionen am Lenker (Oberlenker, Bremsgriff, Unterlenker), um die Belastung zu verteilen. Und vergiss nicht: Du kannst zwischendurch im Stehen pedalieren, um Rücken und Gesäß zu entlasten. Schon ein paar Tritte im Wiegetritt lockern die Muskulatur.
Durch diese Haltungs-Tipps in Kombination mit dem Mobility-Training wirst du deutlich entspannter und effizienter radeln können. Eine gute Haltung bedeutet weniger Druckstellen, bessere Atmung und mehr Kontrolle über dein Rad.
Integration der Übungen in den Alltag
Damit das Mobility-Training wirklich Wirkung zeigt, ist Regelmäßigkeit entscheidend. Versuche, die Übungen in deinen Alltag zu integrieren, damit sie zur Gewohnheit werden. Hier sind einige Vorschläge, wie du das schaffen kannst:
- Morgenroutine: Starte deinen Tag mit 5–10 Minuten leichter Mobilität. Zum Beispiel ein paar Runden Katze-Kuh, Schulterkreisen und Beinpendeln nach dem Aufstehen. Das weckt den Kreislauf und gleicht die Steifheit der Nacht aus.
- Vor der Radtour: Bau 5 Minuten dynamisches Aufwärmen ein. Übungen wie Schulterkreisen, Beinpendel und der Ausfallschritt mit Rotation bereiten deinen Körper optimal aufs Fahren vor. Du wirst merken, dass du dich von Beginn an wohler auf dem Rad fühlst.
- Nach der Tour: Nimm dir direkt nach dem Absteigen ein paar Minuten Zeit für Mobility-Übungen als Cool-Down. Dehne deine Hüftbeuger, mach den Wirbelsäulen-Twist und lockere Nacken sowie Schultern. Deine Muskeln sind warm und dankbar für die Pflege – so wirst du am nächsten Tag deutlich weniger Muskelkater oder Verspannungen spüren.
- Abendentspannung: Auch abends vor dem Schlafengehen eignen sich ein paar sanfte Mobility-Übungen, um zur Ruhe zu kommen. Ein paar Nacken-Dehnungen, die Gesäß-Dehnung (Figure-4) oder Katze-Kuh in langsamem Tempo helfen, Spannungen des Tages loszuwerden. Außerdem signalisiert diese Routine deinem Körper, dass jetzt Erholungszeit ist.
- Im Büro und Alltag: Wenn du viel sitzt oder stehst, nutze kurze Pausen für Bewegung. Steh stündlich einmal auf, kreise die Schultern, streck dich lang nach oben und lockere deine Hüften. Selbst 1–2 Minuten Bewegung zwischendurch können viel ausrichten. Einige Übungen (wie Nacken-Seitendehnung oder Handgelenkskreisen) lassen sich sogar unauffällig am Schreibtisch ausführen.
Finde eine Routine, die zu deinem Leben passt. Wichtig ist nicht, dass du jeden Tag ein stundenlanges Programm absolvierst, sondern dass du dran bleibst und regelmäßig etwas für deine Mobilität tust. Schon kleine Einheiten summieren sich über die Zeit zu großen Fortschritten!
Fazit und Motivation
Eine bessere Mobilität zahlt sich für jeden Radfahrer aus – egal ob Genuss-Radler oder ambitionierter Sportler. Mit den vorgestellten Übungen verbesserst du Schritt für Schritt deine Haltung auf dem Rad und beugst Schmerzen effektiv vor. Wichtig ist, dass du dir die Zeit für diese Übungen nimmst und sie als festen Bestandteil deines Trainings oder Alltags ansiehst.
Denk immer daran: Der Körper ist ein faszinierendes System, das sich anpasst. Gib ihm regelmäßig Bewegung in all seinen Gelenkwinkeln, und er wird es dir mit mehr Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit danken. Anfangs mag es Überwindung kosten, neben dem eigentlichen Radfahren noch Mobility-Training einzubauen. Aber sobald du die ersten Touren ohne Nackenschmerzen oder mit deutlich weniger Verspannungen erlebt hast, wirst du hochmotiviert weitermachen.
Also, fang am besten heute noch damit an. Nimm dir ein paar Übungen aus diesem Artikel und probiere sie aus. Dein zukünftiges Ich – entspannt, schmerzfrei und mit Freude auf dem Rad – wird es dir danken. In diesem Sinne: Bleib beweglich und allzeit gute Fahrt!








