Moderne Fahrräder – ob Mountainbike, Trekkingrad oder E-Bike – sind häufig mit leistungsfähigen Scheibenbremsen ausgestattet. Doch so effektiv diese Bremsen auch sind, ein verbreitetes Ärgernis trübt manchmal den Fahrspaß: quietschende Scheibenbremsen. Ein lautes Quietschen oder Jaulen beim Bremsen kann nicht nur Nerven kosten, sondern oft auch die Bremswirkung beeinträchtigen. In diesem Ratgeber erfahren Sie, warum Scheibenbremsen quietschen und was Sie dagegen tun können. Jeder Abschnitt bietet fundiertes Wissen und praxisnahe Tipps, damit Ihre Fahrradbremsen schnell wieder ruhig und zuverlässig arbeiten.
Wie entsteht das Quietschen der Scheibenbremse?
Das typische Quietschen der Scheibenbremse entsteht durch hochfrequente Vibrationen zwischen Bremsbelag und Bremsscheibe. Wenn die Bremsbeläge nicht optimal greifen oder ungleichmäßig an der Scheibe reiben, beginnt das System zu vibrieren – hörbar als unangenehmes Quietschgeräusch. Diese Vibrationen können verschiedene Ursachen haben, von einfachen Umwelteinflüssen bis hin zu technischen Problemen. Im Folgenden betrachten wir die häufigsten Gründe für quietschende Scheibenbremsen und zeigen, wie sich das Problem jeweils lösen lässt.
Häufige Ursachen quietschender Scheibenbremsen
Nässe und Witterungseinflüsse
Wer bei Regen oder nach dem Fahrradwaschen unterwegs ist, kennt es: Die Scheibenbremsen fangen plötzlich an zu quietschen. Feuchtigkeit auf Bremsscheibe und Belägen führt dazu, dass die Bremsen zeitweise laut werden. Unter Mountainbikern heißt es sogar: „Je nasser, desto lauter.“ Tatsächlich ist ein Quietschen bei Nässe in gewissem Maße normal und bedeutet nicht unbedingt, dass etwas defekt ist. Sobald Wasser ins Spiel kommt, verändert sich die Reibung zwischen Belag und Scheibe – die Bremsbeläge können leichter zu vibrieren beginnen, was das jaulende Geräusch verursacht.
Lösung: Wenn die Bremsen nur bei Nässe quietschen, reicht es meist, sie trocken zu bremsen. Fahren Sie einige Meter mit leicht gezogenem Bremshebel oder betätigen Sie die Bremse ein paar Mal kräftig, bis die Feuchtigkeit verdampft ist. Das Quietschgeräusch sollte damit deutlich nachlassen. Achten Sie darauf, nach Regenfahrten die Bremsen möglichst trocken zu legen – wischen Sie eventuell die Bremsscheiben mit einem trockenen, sauberen Tuch ab. Ein leichter Schleier aus Rost, der sich nach einer längeren Standzeit in feuchter Umgebung auf der Stahlscheibe bilden kann, verschwindet meist von selbst, sobald Sie wieder ein paar Mal bremsen. Wichtig: Verwenden Sie niemals Öl oder fettende Substanzen, um ein Nässe-Quietschen zu „beheben“ – dies würde die Bremswirkung stark vermindern und die Beläge ruinieren.
Generell gilt: Ein leichtes Quietschen bei Regen lässt sich kaum völlig vermeiden und ist meist unbedenklich. Sollten Sie jedoch überwiegend im Nassen fahren und das Geräusch absolut stören, kann ein Wechsel des Bremsbelag-Typs helfen (dazu später mehr). In den meisten Fällen ist es aber sinnvoller, das vorübergehende Nässe-Quietschen zu akzeptieren und stattdessen für eine einwandfreie Technik der Bremsanlage zu sorgen.
Schmutz, Öl und Verunreinigungen
Die häufigste Ursache für dauerhaft quietschende Scheibenbremsen ist Schmutz oder Öl auf den Bremsflächen. Schon kleinste Mengen Fett, Kettenöl oder auch Schlamm können die Bremsscheibe oder die Beläge kontaminieren. Insbesondere die porösen Bremsbeläge nehmen Öl und Dreck auf wie ein Schwamm. Die Folge: Beim Bremsen entsteht ein heftiges Quietschen, und gleichzeitig lässt die Bremsleistung spürbar nach. Typische Szenarien sind zum Beispiel:
- Ölhaltiger Sprühnebel trifft beim Kettenölen oder Reinigen aus Versehen die Bremsscheibe.
- Nach einer schlammigen Tour sind Scheibe und Beläge mit Dreckpartikeln überzogen.
- Ein Leck in der hydraulischen Bremsleitung (selten) lässt Bremsflüssigkeit auf die Beläge tropfen.
- Man fasst mit fettigen Fingern die Bremsscheibe an und hinterlässt einen Ölfilm.
All diese Verunreinigungen sorgen für eine schmierige Schicht zwischen Belag und Scheibe. Dadurch greifen die Beläge nicht mehr ordentlich, sondern rutschen und vibrieren – das Quietschen ist ein deutliches Warnsignal. Jetzt heißt es: Gründlich reinigen! Beachten Sie, dass stark verölte Bremsbeläge in der Regel nicht mehr zu retten sind. Öl dringt tief ins Belagmaterial ein. Ist nur ein kleiner Spritzer Öl draufgekommen, kann man versuchen, die Belagoberfläche abzuschleifen (siehe unten). Bei großflächiger oder länger eingewirkter Ölverschmutzung sollten die Beläge jedoch aus Sicherheitsgründen ausgetauscht werden.
Lösung: Scheibenbremse reinigen in fünf Schritten
- Bremsbeläge ausbauen: Entfernen Sie das Laufrad und entnehmen Sie die Bremsbeläge vorsichtig aus dem Bremssattel. Achten Sie darauf, eventuell vorhandene Splinte oder Sicherungsschrauben vorher zu lösen.
- Beläge säubern oder ersetzen: Begutachten Sie die Beläge. Sind sie nur leicht verschmutzt (z.B. etwas Schlamm), können Sie sie mit klarem Wasser abwaschen. Bei leichten Ölspuren hilft es, die oberste Schicht der Beläge mit feinem Schleifpapier oder einer Feile abzuschleifen. Reiben Sie in kreisenden Bewegungen, bis die glänzende, verunreinigte Schicht entfernt ist. Sind die Beläge jedoch stark verölt oder bereits bis auf wenige Millimeter Dicke abgenutzt, entsorgen Sie sie besser und besorgen Sie neue.
- Bremsscheibe reinigen: Reinigen Sie die Bremsscheibe gründlich mit einem geeigneten Reinigungsmittel. Ideal ist spezieller Bremsenreiniger aus dem Fachhandel, der Öl und Schmutz rückstandsfrei entfernt. Alternativ tut es auch Isopropylalkohol (Isopropanol) oder reiner Brennspiritus. Sprühen Sie den Reiniger auf die Scheibe und wischen Sie mit einem fusselfreien, sauberen Tuch nach. Wichtig: Kein Öl, kein WD-40 und keine fettenden Reiniger auf der Scheibe verwenden!
- Bremssattel säubern: Wischen Sie auch den Bremssattel innen aus, wo die Beläge anliegen. Schmutz und Öl können sich auch dort ablagern. Nutzen Sie ebenfalls Alkohol oder Bremsenreiniger auf einem sauberen Lappen. Achten Sie darauf, keine Rückstände auf den Dichtungen oder Kolben zu hinterlassen.
- Alles montieren und einbremsen: Setzen Sie die (gereinigten oder neuen) Bremsbeläge wieder ein und montieren Sie das Laufrad. Betätigen Sie mehrfach den Bremshebel, damit die Kolben die Beläge wieder an die Scheibe drücken. Fahren Sie anschließend ein Proberündchen und bremsen Sie dabei mehrmals kräftig, um Beläge und Scheibe wieder optimal aufeinander einzuspielen. Anfangs kann die Bremswirkung etwas reduziert sein, sollte sich aber nach einigen kräftigen Bremsungen verbessern und das Quietschen verschwinden.
Nach dieser Prozedur sollten Ihre Scheibenbremsen wieder nahezu geräuschlos funktionieren. Falls trotzdem noch leichtes Quietschen bleibt, können Sie die Bremsscheibe noch einmal mit sehr feinem Schleifpapier (z.B. Körnung 200–400) leicht anrauen und erneut reinigen. Dadurch werden letzte Filmreste entfernt und die Oberfläche erhält wieder „Grip“. Denken Sie auch daran, dass neue Bremsbeläge (falls Sie diese montiert haben) erst eingfahren werden müssen, doch dazu gleich mehr.
Fehlstellung und mechanische Probleme
Nicht immer sind Fremdstoffe schuld – manchmal quietscht die Bremse, weil etwas mechanisch nicht richtig justiert oder verzogen ist. Eine häufige Ursache ist ein schief sitzender Bremssattel oder ein nicht korrekt zentriertes Laufrad. Wenn die Bremsbeläge nicht parallel zur Bremsscheibe ausgerichtet sind, schleifen sie bei jedem Bremskontakt ungleichmäßig und erzeugen Geräusche. Mögliche Fälle und Lösungen:
- Laufrad falsch eingesetzt: Besonders bei Schnellspannern kann es passieren, dass das Rad minimal schief im Rahmen oder in der Gabel sitzt. Dadurch steht die Bremsscheibe nicht mittig im Bremssattel – ein Belag liegt dann ständig an. Lösen Sie in diesem Fall den Schnellspanner, richten Sie das Rad gerade aus (ggf. Fahrrad dafür auf den Boden stellen und Rad achsgerade in die Ausfallenden drücken) und spannen Sie dann fest. Oft ist das Quietschen danach weg.
- Bremssattel nicht zentriert: Durch Stöße oder unsaubere Montage kann der Bremssattel (die Halterung, in der die Beläge sitzen) leicht schief stehen. Die Folge: ein Belag ist näher an der Scheibe als der andere. Um dies zu korrigieren, lösen Sie die Befestigungsschrauben des Bremssattels (meist 5 mm Inbusschrauben) ein wenig. Ziehen Sie dann den Bremshebel fest, so dass sich der Bremssattel von selbst zentriert (die Beläge klemmen die Scheibe genau mittig ein). Halten Sie den Hebel gezogen und ziehen Sie die Schrauben wieder gleichmäßig fest. Diese Methode richtet den Sattel meist optimal aus. Drehen Sie zum Test das Rad: die Scheibe sollte nun frei durchlaufen, ohne zu schleifen oder zu quietschen.
- Verzogene Bremsscheibe: Ein weiterer Übeltäter kann eine verbogene Bremsscheibe sein. Schon ein Umfaller des Fahrrads oder ein ruckartiger Schlag kann einen leichten „Seitenschlag“ in der Scheibe verursachen. Die verzogene Scheibe reibt dann an einer Stelle bei jedem Umlauf am Belag und erzeugt oft ein hohes Quietschen oder klingelndes Geräusch. Leichten Seitenschlag können geübte Bastler selbst beheben: Suchen Sie die Stelle, an der die Scheibe anstößt (drehen Sie das Rad und beobachten Sie den Spalt zwischen Belag und Scheibe). Markieren Sie die Stelle und drücken Sie dort mit einem sauberen Lappen oder einem speziellen Richtwerkzeug die Scheibe vorsichtig in die entgegengesetzte Richtung zurück. Oft genügen schon leichte Korrekturen. Achtung: Nur behutsam mit dosierter Kraft biegen, um die Scheibe nicht noch stärker zu beschädigen! Bei stark verzogenen oder rissigen Scheiben sollten Sie jedoch einen Austausch vornehmen.
- Locker sitzende Teile: Überprüfen Sie auch, ob alle Schrauben fest angezogen sind – nicht nur am Bremssattel, sondern auch die Scheibenbefestigung am Rad (meist 6 Torx-Schrauben oder Centerlock-Ring). Eine lockere Bremsscheibe kann Vibrationen verursachen. Ebenso können ausgeschlagene Lager an Radnabe oder lockere Speichen zu Vibrationen und Geräuschen beitragen, die sich wie Bremsquietschen anhören. In solchen Fällen ist eine gründliche Inspektion ratsam.
Nachdem Sie die mechanische Einstellung optimiert haben, sollte eine korrekt montierte Scheibenbremse ohne Schleifen laufen und beim Bremsen nicht mehr quietschen. Falls die Bremsbeläge durch langes Schleifen ungleich abgenutzt waren, denken Sie daran, diese bei Bedarf zu tauschen. Neue Beläge bringen wieder symmetrischen Anpressdruck und reduzieren Geräusche.
Abgenutzte oder verglaste Bremsbeläge
Neben Schmutz und Justage spielt auch der Zustand der Bremsbeläge selbst eine wichtige Rolle. Sind die Beläge stark abgenutzt oder „verglast“, kann das ebenfalls laute Geräusche verursachen. Als „verglast“ bezeichnet man Bremsbeläge, deren Reibfläche durch Überhitzung hart und glänzend geworden ist. Dies passiert vor allem, wenn man sehr lange Bergabfahrten mit ständig leicht gezogener Bremse fährt. Die Beläge werden dabei so heiß, dass das Harz im Belagmaterial an der Oberfläche aushärtet. Die Folge: Die Bremsbeläge greifen nicht mehr richtig, die Bremse wird schwächer und fängt an zu quietschen. Verglaste Beläge erkennt man an einer spiegelnd glänzenden Oberfläche.
Aber auch normale Abnutzung kann ein Quietschen ankündigen. Ist ein Bremsbelag fast heruntergefahren, ändert sich das Reibverhalten kurz vor dem Ende. Zudem kann es vorkommen, dass der Belag-Träger (meist eine Metallplatte) bei starker Abnutzung näher an die Scheibe kommt und Kratz- oder Quietschgeräusche verursacht. Eine Faustregel: Die verbleibende Belagstärke sollte mindestens etwa 1 mm betragen (ohne Trägerplatte). Alles darunter erfordert einen baldigen Wechsel.
Lösung: Prüfen Sie die Beläge auf Verschleiß und Verglasung. Sind die Beläge dünn oder sehen sie verglast aus, sollten sie ausgetauscht werden. Neue Bremsbeläge schaffen in der Regel sofort Abhilfe gegen Quietschgeräusche und stellen die volle Bremsleistung wieder her. In manchen Fällen – beispielsweise wenn noch viel Belagstärke vorhanden ist, dieser aber eine Glanzschicht hat – kann man versuchen, die Oberfläche mit Schleifpapier aufzurauen (ähnlich wie bei verschmutzten Belägen). Allerdings empfehlen Hersteller bei verglasten Belägen ebenfalls den Tausch, da die Bremswirkung nicht mehr optimal wird. Wechseln Sie Beläge immer paarweise pro Bremse und fahren Sie sie sorgfältig ein.
Denken Sie auch an die Bremsscheibe: Ist diese stark eingelaufen oder hat Riefen und Verfärbungen durch Überhitzung, kann auch sie Geräusche verursachen. Jede Bremsscheibe hat eine Mindeststärke (meist vom Hersteller angegeben, z.B. 1,5 mm). Unterschreitet die Scheibe diese Stärke oder ist sie verzogen, steht ein Austausch an. Ein glatter, passender Rotor und frische Beläge ergeben zusammen meist wieder eine geräuschfreie Bremse.
Neue Bremsen – fehlendes Einbremsen
Ihre Scheibenbremse quietscht bei einem brandneuen Fahrrad oder nach dem Belag- oder Scheibenwechsel? Dann ist sehr wahrscheinlich einfach das Einbremsen noch nicht erfolgt. Neue Bremsbeläge und Bremsscheiben haben anfangs noch nicht die optimale Reibpaarung. Oft sind sie sogar mit einem leichten Ölfilm oder Fertigungsrückständen versehen, um Korrosion vorzubeugen. Wenn man mit neuen Bremsen direkt losfährt, ist die Bremswirkung zunächst vermindert und es können Geräusche auftreten. Das gibt sich, sobald Belag und Scheibe sich „kennenlernen“ – sprich, wenn sich durch Reibung eine dünne Schicht Belagmaterial auf der Scheibe abgelagert hat und die Oberflächen zueinander passen. Dieser Prozess wird Einbremsen genannt.
Lösung – richtiges Einbremsen: Fahren Sie anfangs in einer sicheren Umgebung (zum Beispiel auf einem ruhigen Seitenweg oder Parkplatz) und betätigen Sie die Bremsen mehrfach kräftig. Bremsenhersteller empfehlen oft etwa 20 bis 30 kräftige Bremsvorgänge, um neue Beläge einzubremsen. Zum Beispiel können Sie wiederholt aus mittlerem Tempo stark herunterbremsen. Alternativ im flachen Gelände: Treten Sie in die Pedale und ziehen Sie gleichzeitig für 3–5 Sekunden die Bremse, sodass sie kräftig zupackt, ohne dass das Rad blockiert. Lassen Sie wieder los, beschleunigen Sie und wiederholen Sie das Ganze. Bei E-Bikes können Sie dank Motorunterstützung ebenfalls gut dosiert bremsen, um die Beläge zügig einzufahren. Wichtig ist, die Bremse richtig warm zu bremsen, aber nicht dauerhaft bis zum Stillstand schleifen zu lassen. Nach diesem Prozedere steigert sich die Bremsleistung deutlich und eventuelles Anfangs-Quietschen sollte verschwinden.
Übrigens: Auch wenn Ihr Rad längere Zeit gestanden hat (z.B. über den Winter), kann es sinnvoll sein, ein paar kräftige Bremsungen durchzuführen. So entfernen Sie leichte Belagsablagerungen oder Oxid-Schichten von Scheibe und Belag und sorgen wieder für optimale Reibung.
Bremsbelag-Typen und ihr Einfluss auf Geräusche
Nicht alle Bremsbeläge sind gleich – im Fahrradbereich gibt es hauptsächlich zwei Belagtypen, die sich in Material und Verhalten unterscheiden: organische (Resin) Beläge und gesinterte (metallische) Beläge. Diese unterscheiden sich nicht nur in Bremsleistung und Haltbarkeit, sondern auch in ihrer Neigung zum Quietschen.
- Organische Beläge: Sie bestehen aus Harzen und Fasern und sind eher weich. Organische Beläge neigen weniger zum Quietschen, da sie etwas „schmieriger“ greifen und Vibrationen dämpfen. Sie bieten eine sehr gute Bremsleistung bei trockenen Bedingungen und sind meist leiser im Betrieb. Nachteilig ist, dass sie sich bei Nässe schneller abnutzen und bei langen Abfahrten überhitzen können. Für City- und Trekking-Bikes sowie für moderates MTB-Fahren sind organische Beläge beliebt, weil sie ein sanftes, geräuscharmes Bremsgefühl vermitteln.
- Sintermetall-Beläge: Diese Beläge sind aus gesinterten Metallpartikeln gefertigt und deutlich härter. Sie sind langlebiger und unempfindlicher gegen Hitze – ideal für lange Gebirgsabfahrten oder E-Bikes, wo hohe Bremslast herrscht. Allerdings kommt bei metallischen Belägen das Quietschen häufiger vor, insbesondere wenn sie kalt oder feucht sind. Das harte Material kann eher zu Schwingungen neigen. Oft verschwinden Geräusche, sobald die Beläge etwas Temperatur bekommen haben. Sinterbeläge greifen bei Nässe tendenziell besser als organische, gehen dafür aber etwas lauter zur Sache.
Welcher Belagtyp für Sie der richtige ist, hängt vom Einsatz ab. Wenn Ihnen flüsterleise Bremsen sehr wichtig sind und Sie hauptsächlich bei gutem Wetter unterwegs sind, können organische Beläge die bessere Wahl sein. Fahren Sie dagegen oft im Nassen oder mit schwerem Rad (z.B. E-Mountainbike) und brauchen maximale Dauerleistung, kommen Sie um Sinterbeläge kaum herum – müssen dann aber eventuelles Quietschen hinnehmen. Es gibt auch Mischformen (halbmetallische Beläge), die einen Kompromiss darstellen. Wichtig: Mischen Sie nicht unterschiedliche Belagtypen auf einer Achse und wechseln Sie immer beide Beläge einer Bremse gleichzeitig. Außerdem sollten Bremsscheibe und Belag zueinander passen. Verwenden Sie möglichst die vom Bremsenhersteller empfohlenen Kombinationen, da inkompatible Materialpaarungen tatsächlich ebenfalls Quietschgeräusche begünstigen können. Wenn Sie hochwertige Marken-Beläge und passende Scheiben nutzen, minimieren Sie das Risiko unerwünschter Geräusche.
Tipps zur Vermeidung von Bremsenquietschen
Einige Ursachen für quietschende Bremsen lassen sich von vornherein vermeiden. Mit guter Wartung und ein wenig Aufmerksamkeit können Sie die Wahrscheinlichkeit von Bremsgeräuschen stark reduzieren. Hier ein paar bewährte Tipps:
- Kein Öl in die Nähe der Bremse: Achten Sie bei der Fahrradpflege darauf, dass weder Kettenöl, noch WD-40 oder Sprühwachs auf die Scheibenbremse gelangen. Decken Sie beim Ölen der Kette die Bremsscheibe kurz mit einem Lappen ab. Vermeiden Sie es auch, die Bremsscheiben mit bloßen, fettigen Fingern anzufassen.
- Regelmäßig reinigen: Halten Sie Bremsscheiben und Bremsbeläge sauber. Nach Fahrten im Matsch oder Staub können Sie die Scheiben mit klarem Wasser abspülen und abtrocknen. Hartnäckigen Schmutz entfernen Sie vorsichtig mit Alkohol oder Bremsenreiniger. So können sich keine Schmutzschichten aufbauen, die später Lärm verursachen.
- Bremsen einbremsen: Immer wenn Sie neue Beläge oder eine neue Scheibe montieren (oder auch nach längerer Standzeit des Rades), bremsen Sie diese Komponenten gezielt ein. Wie oben beschrieben, sind ein paar kräftige Bremsmanöver anfangs wichtig. So stellen Sie sicher, dass die Bremse von Beginn an voll zupackt und nicht unnötig quietscht.
- Beläge rechtzeitig wechseln: Warten Sie nicht, bis Bremsbeläge bis auf die Trägerplatte runtergebremst sind. Kontrollieren Sie alle paar Monate die Belagstärke. Wenn nur noch wenige Millimeter Belag übrig sind oder Sie das Gefühl haben, die Bremse wird lauter und schwächer, dann tauschen Sie die Beläge aus. Frische Beläge bremsen besser und neigen weniger zu Geräuschen.
- Korrekten Sitz sicherstellen: Bauen Sie nach dem Radausbau (z.B. beim Transport oder Reifenwechsel) das Laufrad immer sorgfältig wieder ein. Achten Sie darauf, dass es vollständig in den Ausfallenden steckt und gerade sitzt, bevor Sie den Schnellspanner oder die Achsmutter festziehen. Eine gerade ausgerichtete Bremsscheibe innerhalb des Bremssattels ist die Basis für geräuschfreies Bremsen.
- Regelmäßige Inspektion: Lassen Sie Ihr Fahrrad in sinnvollen Abständen in einer Fachwerkstatt checken, insbesondere die Bremsanlage. Ein Mechaniker kann frühzeitig feststellen, ob z.B. ein Kolben klemmt, Luft im System ist (bei Hydraulikbremsen) oder andere Probleme vorliegen, die später zu Quietschgeräuschen führen könnten.
Wann ist professionelle Hilfe ratsam?
Bremsen sind sicherheitsrelevant – dementsprechend sollten Sie im Zweifel lieber einen Fachmann hinzuziehen. Wenn Sie die oben genannten Schritte ausprobiert haben und die Scheibenbremse quietscht immer noch unerträglich oder die Bremsleistung unbefriedigend bleibt, zögern Sie nicht, eine Fahrradwerkstatt aufzusuchen. Dort kann man Ihr Bremssystem genauer unter die Lupe nehmen. Besonders hydraulische Bremsen erfordern manchmal eine Entlüftung (um Luftblasen zu entfernen) oder einen Austausch der Bremsflüssigkeit, was spezielle Kenntnisse voraussetzt. Auch wenn Sie sich unsicher sind bei Arbeiten an der Bremse, gilt: Lieber vom Profi einstellen lassen, als die Sicherheit zu riskieren.
Ein Werkstattbesuch ist auch angebracht, wenn folgende Situationen eintreten:
- Die Bremse quietscht nicht nur, sondern bremst sehr schlecht, trotz sauberer Beläge und Scheibe.
- Sie vermuten einen Defekt (z.B. undichte Bremsleitung, defekte Kolben oder Risse in der Bremsscheibe).
- Trotz neuer Beläge und korrekter Montage stellen sich sofort wieder Geräusche ein – hier könnte ein tiefergehendes Problem vorliegen.
Der Fahrradmechaniker verfügt über Erfahrung und ggf. Messwerkzeuge, um die Bremsanlage optimal einzustellen. So fahren Sie anschließend mit ruhigem Gewissen – und ruhigen Bremsen – weiter.
Fazit
Quietschende Scheibenbremsen am Fahrrad sind zwar lästig, aber in den meisten Fällen kein Grund zur Panik. Mit etwas systematischer Fehlersuche lassen sich die Ursachen meist beheben: Häufig sind es verschmutzte oder falsch eingestellte Bremsen, die man mit Reinigung und Justage wieder in den Griff bekommt. Aber auch abgefahrene oder überhitzte (verglaste) Bremsbeläge können der Übeltäter sein – hier hilft ein Austausch für neue Ruhe und Sicherheit. Denken Sie daran, neue Bremsen immer einzubremsen und generell Ihre Bremsanlage sauber zu halten. So beugen Sie vielen Problemen vor.
Am Ende zahlt sich eine gut gepflegte Bremse doppelt aus: Sie bremst leise und zuverlässig stark. Sollte das Quietschen dennoch hartnäckig bleiben, scheuen Sie sich nicht, fachkundige Hilfe zu holen. Sicherheit geht vor. Mit dem Wissen aus diesem Ratgeber und ein wenig Pflege können Sie jedoch meist selbst dafür sorgen, dass es bei Ihrer nächsten Tour vom Rad nur eines zu hören gibt: das Summen der Reifen – und kein Quietschen mehr.